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Das gute alte Radlblog


Wahrscheinlich alle Artikel aus dem Baumtränzer und dem Blog auf kurier.at

Alpenfahrt

Radtour 2009: Nizza -> Wien

Beziehungen

Mittlerweile ist die Radsucht in meinem Bekanntenkreis schon so prävalent, dass ich repräsentative Beziehungsratschläge abgeben kann.

Zum Glück ist es ja keine Sünde, mehr als ein Rad zu besitzen. Ich meine, man wird schon komisch angeschaut, wenn man in geselliger Runde zugeben muss, dass man mittlerweile 6 (in Worten: sechs) Räder besitzt. Aber das soziale Stigma, das dem anhaftet, ist in unserem Kulturkreis bei weitem nicht so groß wie wenn man sich neben der Hauptfrau noch 5 Konkubinen hält. Es ist auch weit billiger, aber irgendwann ächzt dann doch das Bankkonto und man will ja noch andere Sachen machen, Essen fällt einem da zum Beispiel ein. Also gilt es, die Beziehung zu den vorhandenen Rädern zu hegen und zu pflegen, auf dass sie nicht langweilig werden und der nächste Gang ins Geschäft bzw. auf Ebay ein wenig verzögert wird.

Bicycle Courier Escort Service

Was macht man denn, wenn man ein Blog so lang alleingelassen hat, bis auch der letzte Leser traurig von dannen gezogen ist? Halbherzige Entschuldigungen erfinden! Zum Beispiel: Das Leben, das zache, das oede, hielt die Musen fern, und ungekuesst schreibt es sich nur halb so gut. Weil ohne zuendende Idee bleibt nur der Sinn und Zweck, und sinnvolle und zweckdienliche Artikel zum Thema Radfahren gibt es mittlerweile im Stundentakt allerblogs und sogar in den Hauptstrom-Medien. Aber noch etwas kann er machen, der uninspirierte Blogger: Eine Reportage! Voll hinein in die Materie und ohne Ruecksicht auf Leib und Leben knallhart von der vordersten Front berichten, wie es seit Kisch und Wallraff keiner mehr gemacht hat! Und so, man kann es sich nicht vorstellen, war ich uebergluecklich, als ich vom Programm fuer Embedded Journalists erfuhr, das der coolste Radkurierservice von Wien angeboten hatte.

Bicycle Film Festival

Bei den meisten Leuten, die ich so kenne, ruft die Aussicht auf 3 Abende voller Filme von und mit Radfahrern ja höchstens eingeschlafene Füße hervor. Daher war ich doch sehr überrascht, dass ich nicht nur willige Opfer fand, die mit mir zumindest am Samstag hinlatschten, sondern dass es anscheinend doch auch viele andere Perverse gibt, die sich ein Bicycle Film Festival anschauen. Und schon alleine wegen des Anblicks der mit Rädern vollgestellten Aspernbrücke hat sich der Besuch ausgezahlt. Deren Besitzer standen dann zahlreich in der Urania herum und machten eh ganz normale Party-Sachen, aber halt mit um die Schulter geschmiegter Kuriertasche, Radkapperln mit keck nach oben zeigendem kurzen Schirm und Klickpedalschuhen. Endlich einmal, dachte ich bei diesem Anblick, hat sich das Blatt gewendet, weil die “normalen” Leute hier deutlich in der Minderzahl waren. Weil sonst wird man höchstens komisch angeschaut, wenn man vergessen hat, das rechte Hosenbein aus dem Socken zu ziehen.

Das pflichtgemässe Beinrasur-Posting

Fragen, denen sich jeder Rennradler stellen muss - ein Gesprächsleitfaden und eine Anleitung.

Ruhm, Glanz und Glorie bringen viel Positives mit sich, aber leider hat die Sache meist auch den einen oder anderen Haken. Mittlerweile hat dieses bescheidene Blog einen derart enormen Bekanntheitsgrad erreicht, dass ich mich morgens kaum mit dem Gummiknüppel durch die Groupie-Horden kämpfen kann, die vor meiner Wohnung campieren (Denen taugt das sogar! Abartig!). Aber leider wurde jetzt auch die Österreichische Zwangsvereinigung der Verfasser elektronischer Postillen mit Besonderem Bezug zur Muskelbetriebenen Fortbewegung auf mich aufmerksam, und nach deren Statut muss jedes Blog zum Thema Rennradeln mindestens einmal jährlich die korrekte Beinnichtbehaarung ausführlichst behandeln. Also dann.

Doping (2008)

Ich muss es wirklich einmal sagen: Jetzt interessiert es mich auch bald nimmer.

Ich schaue ja eigentlich recht gern anderen Leuten beim Radlfahren zu, fiebere bei Attacken und Konterattacken auf den Galibier mit, rege mich über Windschattenfahrer auf (Hust, Cadel, hust), freue mich über mutige Solosiege und staune in Ehrfurcht vor den bei der Zieleinfahrt eingeblendeten Durchschnittsgeschwindigkeiten. Bei Giro, Tour und Vuelta ist meistens irgendwo auf meinem Büro-Bildschirm ein kleines Fensterchen, wo bunte Leute strampeln, und Jahr für Jahr musste ich mich gegen die Skepsis der Kollegen wehren. Wetterpanorma spannender, Medikamententransporter, etc. etc. Bis heuer auf einmal jeder und sein Hund Tour geschaut hat. Natürlich freute ich mich über die Aufmerksamkeit, und durfte auch zum ersten Mal in meinem Leben länglich über die Basics des Profiradsports referieren, ohne mit rüden Themenwechseln konfrontiert zu werden oder gar auf einmal allein dazustehen.

Doping II

Ich muss es ja zugeben, schön langsam reicht es mir auch.

Schwere Zeiten sind angebrochen für den Radsportfan. Was soll man sagen? Beim heroischen Soloritt zum Sieg können sie mittlerweile gleich (mutmaßlicher Doper) dazuschreiben bei der Einblendung der Ergebnisliste. Kommentatoren können spekulieren, ob der Bursche Dynepo, Epogen oder CERA genommen hat, oder doch gutes altmodisches Blutdoping? Liveberichte aus dem Labor müssen her und die Eröffnung der Kuverts mit den Testergebnissen sollte zelebriert werden wie die Oskarverleihung (“And the positive is…”). Bei der DVD zur Tour sieht man im CSI-Stil Weißkittel Proben zentrifugieren und Kieberer Mülltonnen durchstöbern, bevor zur SWAT-Einheit geblendet wird, die einen Fahrer aus dem Team-Bus extrahieren. Alpe d’Huez ist in den Extras zu finden. Weiters gehört endlich ein eigenes Ranking eingeführt für das beste Dopinggeständnis. Tränen, die Entschuldigung bei der Familie (der man vorher den Sieg gewidmet hat) und “Ich bin auch nur ein Mensch” sind Pflicht und es gibt Haltungsnoten, zur Kür zählen Ausreden wie “Mein ungeborener Zwilling war’s”.

Goldsprints & Global Gutz

Endlich wieder einmal zwei Events, bei denen man die Hose im Socken stecken lassen kann.

Ich weiß, ich habe diesen Schmäh schon öfters verwendet, aber mein ultimatives Ziel ist es, ihn durch endlose Wiederholung in die Köpfe der Menschen einzuhämmern, bis es eine anerkannte Redewendung ist. Gemütlicher Typ, der X, bei dem kann man die Hose im Socken stecken lassen. Künftige Generationen können dann im Sprachschatzlexikon nachschlagen und staunen: Ursprung in der urbanen Radfahrerszene Anfang 21. Jhdt., als sich junge, schöne Menschen bevorzugt mit alten, umgebauten Rennrädern fortbewegten und zum Schutz ihrer Beinbekleidung vor Verschmutzung durch die Kette die Hose in den Socken steckten. Dies wiederum war damals noch als Zeichen geistiger Zurückgebliebenheit stigmatisiert (siehe Weichbirne, Fetzenschädl, Kofferkind). Vielleicht aber, so hofft Ihr Autor, rennen künftige Generationen sowieso schon mit der Hose im Socken herum, oder es gibt Hosen mit integriertem Socken (Hip, Stylish, Urban! Und wer “Strampelhose” dachte, ist lahm!). Aber jetzt komme ich schon vom Thema ab, bevor ich überhaupt angefangen habe.

Hadersfeld 240hm

Ihr Arzt hat Ihnen Hadersfeld 240 hm als Therapie verschrieben. Dieser Beipackzettel bietet Ihnen wichtige Informationen zur korrekten Anwendung.

Zusammensetzung

Eine Dosis Hadersfeld enthält 240 Höhenmeter als Wirkstoff. Hilfsstoffe sind 2,8 km Asphalt auf einer schönen, kurvenreichen Strasse durch ein nettes, schattiges Wäldchen und eine Sitzbank, wenn man oben ankommt.

Anwendungsgebiete

Hadersfeld wird vor allem zur Behandlung von Frust, Gram, Ennui und genereller Unlust verschrieben. Positive Effekte stellen sich auch bei der Linderung der Folgen übermäßigen Nahrungs- bzw. Alkoholgenusses ein. Die Wirkung beruht auf körperlicher Anstrengung, die die Freisetzung von Adrenalin und körpereigenen Glückshormonen begünstigt.

Hanky Panky Goldsprint Series

Die beste Möglichkeit, das angehme mit dem noch angenehmeren zu verbinden: Goldsprints.

Ab und zu braucht man es ja, um überbordendes Selbstwertgefühl zu beschneiden. Boden, Tatsachen und so, man kennt das. Im täglichen Pendler-Giro kann mir ja niemand das Wasser reichen, auf der Berggasse bin ich der Schnellste. Zugegeben, es lässt sich ja kaum einer herausfordern, wobei ich schon finde, dass schweißfreies Ankommen in der Arbeit total überbewertet wird. Aber auch wenn ich massenhaft Vollmontur-Rennradler mit Carbonlaufrädern verblase, ist das nicht so die Befriedigung, weil wer weiss, am Ende sind die grad im Grundlagentraining oder am Ende einer 200km-Ausfahrt, so wie ich, wenn ich überholt werde.

Oberschenkelhalsbruch

Zuallererst. Bevor überhaupt irgendwas. Eins muß nämlich klar sein: Falls jemand fragt: Wie, mit 31? Ich dachte, das haben nur alte Leut? Dann pack ich ein und gehe wortlos. Kein Kommentar, kalte Schulter, suche ich mir ein dunkles Eck und weine dort ein wenig.

Und sowieso muß klar sein, dass ich Radeln noch immer nicht für sonderlich gefährlich halte. Passieren kann immer was, bei meinem Nachbarn hat sich zum Beispiel das Gehen als ungesund erwiesen. Also, bitte. Mit diesen Einschränkungen schreiten wir also zur Erzählung der folgenden Geschichte.

Oberschenkelhalsbruch - Die Rückkehr

Eigentlich wären die sich überschlagenden Dopingereignisse der letzten Wochen ja eine hervorragende Ausrede, um aus dem Krankenstand zurückzukehren.

Als ob es das Internet meinen hausgemachten Senf auch noch nötig hätte. Aber nein, sparen wir uns die Causa noch für ein paar Tage auf, zumindest bis Bernhard Kohl am Donnerstag das verbaute Maul aufmacht und hoffentlich ein paar erhellende Worte spricht (obwohl, Hoffnung hab ich da nicht wirklich nach seinen “Enthüllungen” beim “Geständnis”). Aber auch andere Themen müssen noch warten. Zum Beispiel, dass Radfahren schon so hipp ist, dass Vanity Fair über die Eröffnung eines Radgeschäfts in New York berichtet. Oder, aus gegebenem quietschenden Anlass, mal die ganzen Saisonradler zur Brust nehmen und ernstes Wort über das korrekte Auswintern eines Fahrrads zu sprechen. Oder die heuer sagenhaft erbärmliche Performance von Silence-Lotto zu analysieren. Nein, Comebacks müssen spektakulär sein, die Welt wachrütteln und einem guten Zweck dienen - deswegen hier nur eine bescheidene Beschreibung einer Radfahrt.

Off Season

Nebensaison ist ja radtechnisch total fad. Die Rennradler sitzen rund um den Kamin, flicken Schlauchreifen und erfinden Ausreden, warum sie nicht fahren. Vereinzelt stramplen noch Mountainbiker durch den metertiefen Matsch mit Flutlichtanlagen am Kopf, und die Stadtradler verstecken sich unter 7 Schichten Kleidung. Mir fällt gerade auch nix ein, außer blöden Wortwitzen wie: Ein Bügelschloss dabeizuhaben ist nie ein Fehler, auch wenn man kein Hemd trägt. Und nein, der wird nicht besser, wenn man drüber nachdenkt.

Radlfilmideen

Der Mountainbiker vom Silberwald

Im Wald herrscht Krieg: Der Förster stellt seit Monaten einem Mountainbiker nach, der seine Rehe schreckt und mit seinen Stoppelreifen für furchtbare Erosion verantwortlich ist. Eines Tages trifft der Radler bei einer seiner klandestinen Ausfahrten auf ein hübsches Mädchen in Not und rettet sie vor einem tollwütigen Dachs. Die beiden verlieben sich ineinander, es stellt sich aber heraus, dass sie die Tochter des Försters ist. Er darf lang und breit darlegen, wie sehr er die Natur liebt und dass der Wald allen gehört. Ihre geheimen Treffen fliegen allerdings auf, es kommt zu einer wilden Verfolgungsjagd, die damit endet, dass der Vater einen schweren Unfall hat und die Klimaanlage seines Pajero ausfällt. Der Radler sieht die Not seines Gegners und downhillt wie der Teufel ins Tal um für eine Hubschrauberevakuation des schon sehr schwitzenden Försters zu sorgen, aber zum Dank sperrt der den Mountainbiker ein. Auf Vermittlung der Tochter tritt der schneidige Tourismusbeauftragte auf und nach jahrelangen Diskussionen wird für ein paar Millionen eine lumpige Forststrasse freigekauft. Der Mountainbiker kommt aus dem Gefängnis und der im Kern doch weiche Förster willigt einer Hochzeit zu, vorausgesetzt, er radelt nur mehr von 12 bis 12:45 Uhr zwischen 30. und 31. Juni im Schritttempo auf Wegen, die mindestens 7 m breit sind.

Riskantes Radln?

Eigentlich wollte ich ja mal einen positiven Bericht abliefern - seit ich auf skandinavische Depressivmusik umgestiegen bin beim Laufen, geht zwar noch weniger weiter - aber dafür tun die Füße nachher auch nimmer weh.

Aber stattdessen wogten derweil die Emotionen hoch. Tragischerweise sind innerhalb von 2 Wochen 3 Radfahrer vom LKW überrollt worden, und jetzt auch noch in Graz. Laut Statistik sterben immer mehr Leute beim Radfahren. Das lädt natürlich zu diversen Diskussionen und Wortspenden ein, in den Foren steppt der Bär. Da braucht es jemanden, der etwas Überblick schafft. Fassen wir also die Standpunkte und Lösungsvorschläge zusammen:

Saisonvorschau

Was macht man, wenn’s Wetter schlecht ist? Klar, zangeln und Pläne schmieden.

Und zwar nicht die langfristigen Pläne, die sind eh fix und entsprechen denen des durchschnittlichen Standardradlers: Nette Frau mit 30er-Schnitt finden und heiraten (Willst du sie im Windschatten mitziehen und mit Trinkflaschen versorgen, in der aeroben wie in der anaeroben Zone, bis dass die Windkante euch scheidet?), viele kleine Kinder (man muss das genau abstimmen, wenn die Finger des einen zu groß werden um das Schaltwerk zu putzen, muss das nächste schon geschickt genug sein), sukzessive bessere, teurere und edlere Renner, mit denen ich immer kürzere Strecken fahre, bevor ich mit 102 (km/h, so alt werd ich nicht) bei der Abfahrt vom Stelvio mein Leben aushauche. Aus meiner Asche wird ein Carbonrahmen gepresst, und ich werde auf dem himmlischen Orbea Orca meine Runden auf paradiesischen Radwegen mit ewigem Rückenwind ziehen. Hoffentlich habe ich nicht zu oft mit Windschatten gegeizt oder bin mit behaarten Beinen gefahren, denn dann komme ich in die Hölle, wo einem ständig Rollerblader in Regimentsstärke nebeneinander entgegenkommen und das Rad ständig knarzt, knackt, quiekt und ächzt, ohne dass man das Geräusch lokalisieren kann.

Schau, Mama, ohne Gänge!

Vor nunmehr fast 10 Jahren, als ich noch vollkommen normal war, hat mir mal ein Radlnarrischer ganz stolz erzählt, dass er gerade sein Fahrgerät umgebaut hat. Das magische Wort “Singlespeed” fiel, Übles schwante mir, und meine Nachfrage ergab tatsächlich, dass er soeben die Gangschaltung entfernt hat. Mein Kinnlade fiel auf Fersenhöhe hinunter, weil… Warum?

Ich meine, was bewegt ansonsten geistig gesunde junge Männer (und zwei, drei Frauen) dazu, ihre ansonsten funktionstüchtigen Räder zu verstümmeln, oder gar monatelang auf Spezialbestellungen aus Ameriga zu warten, nur damit sie nachher nicht mehr schalten können? Jede Menge Gründe werden dann aufgeführt, einer fadenscheiniger als der nächste. Wartungsarm, keine Schaltung mehr einstellen. Aha. Breitere Ketten ziehen sich nicht so aus, muss man weniger oft wechseln. Ok. Ein Haufen Teile weniger, die kaputt gehen können oder geputzt werden wollen. Mhm. Das pure Fahrgefühl kommt auf, es ist wie Zen auf Zweirad, man kann mit allen Sinnen genießen, ohne abgelenkt zu sein vom Schalten. Stimmt. Ständig muss man im Kopf Übersetzungsverhältnisse, Trittfrequenzen und Reifenumfang berechnen, sekundengenau den richtigen Moment zum Schalten abwarten, da sind schon einige an schönen Frauen, wertvollen Kulturschätzen, piktoresken Hochgebirgen und spektakulären Vulkanausbrüchen vorbeigefahren, ohne es zu merken.

Shave a Yak

Typing in some code
on my keyboard every day
hunched over like a toad
cursing all the way
On the keys I whack
The screen it shines so bright
What fun it is to shave a yak
and write some code tonight

Oh, shave a yak, shave a yak
Shave a yak today
Oh what fun it is to shave
Shave a yak today.

Singlespeed-Umbau

Während ich also dumpf brütend daheim herumsitze und weil meine Mitleidsbezugsberechtigung langsam aber sicher ausläuft, muß ich einen Eintrag mit positiver Grundstimmung schreiben. Das fällt gar nicht so leicht, weil das rad- und rastlose Dasein zieht schon etwas runter.

Die Vorfreude aufs Zangeln hält mich über Wasser, und der Gedanke daran, mit dem dann noch geileren Hobel (man verzeihe mir die Umgangssprache!) durch die Stadt zu cruisen, während sich die Mädls ob der plötzlichen Erhöhung der Körperkerntemperatur Luft zufächeln müssen (weiche Knie nicht vergessen!), lässt das Herzerl dann doch wieder jauchzen.

Sozialkompentenz für Radler

Man stelle sich folgende hypothetische Party vor, wo man grad rumsteht und den Raum nach interessanten Gesprächspartnern sondiert.

Soll ja mal vorkommen. Man entdeckt 3 freistehende Personen: Einen Löwendompteur, einen Gehirnchirurgen und einen Radfahrer. Der erfahrene Gast kann sich jetzt gut vorstellen, wie sich die Plauderei entfaltet: Der eine berichtet vom heroischen Kampf Mensch gegen Tier unter akuter Lebensgefahr, Geschichten vom Sieg der überlegenen Intelligenz über den brutalen Instinkt mit ein paar Zwischenstationen mit grausigsten Wunden und kann wahrscheinlich sogar sensationelle Narben herzeigen. Der Zweite hingegen rettet in stundenlanger Präzisionsarbeit Leben, und sollten die Geschichten über spektakuläre Neuronenflickoperationen jemals ausgehen, kann er immer noch von den Krankenschwestern schwärmen. Der Radfahrer hingegen wird schnell langweilig. Entweder geht’s darum, dass Radler sowieso die besseren Menschen sind, Gesundheit, Kohlendioxid und lebenswerter Lebensraum und so, oder warum er in dieser Saison nur 247. statt 189. beim Stattersdorfer Pimperlkriterium wurde, oder dass er jetzt endlich die passende Alu-Trinkflasche zum Originalvintage-Rennrad von 1967 auf einem Flohmarkt gefunden hat.

Süchtig

Mein Name ist Heinz, und ich bin süchtig. Es ist jetzt 24 Stunden her, dass ich das letzte Mal auf einem Fahrrad gesessen bin, und das ist normalerweise auch das Maximum, das ich schaffe.

Angefangen hat es, wie bei so vielen Landkindern, bereits in sehr jungem Alter. Ich will niemanden die Schuld geben, meinen Eltern nicht, die mich praktisch dazu gedrängt haben, meinem sozialen Umfeld nicht, in dem das Radfahren nicht nur weit verbreitet war, sondern sogar ein starker Gruppenzwang herrschte, es endlich einmal selbst auszuprobieren. Ich kann mich gar nicht mehr an die ersten selbständigen Meter erinnern - ohne Stützräder, ohne elterliche Hand am Sattel. Es muss wohl ein Hochgefühl gewesen sein. Geschwindigkeit, Spass, Abenteuer - dafür stand das Zweirad für mich. Schon bald zeigten sich die ersten Warnzeichen, die von allen ignoriert wurden: Aufgeschlagene Knie, aufgeschürfte Ellbogen und Handflächen, blaue Flecken, kaum notdürftig verarztet schwang ich mich wieder in den Sattel und setzte meine Versuche fort: Freihändig, Schotterschleiferl ziehen, Waldwegerl hinunterheizen… Aber keiner dachte sich was dabei. Das gehört dazu. Ist ja ein Bub.

Süchtig II

Es ist gut, sich die ganze Misere einmal von der Seele reden zu können: Dann hat man ein Mountainbike mit Stollenreifen und 27 Gängen und kommt an einem schönen Sommertag drauf, eigentlich schade, sowas gehört in den Wald. Einen Freund angestiftet zum Mitfahren. 3 Stunden später war es vorbei mit mir. Verloren. Rettungslos. Die Eiserne-Hand-Strasse soweit rauf, wie wir es geschafft haben, dann schieben. Das war ja noch nicht sooo lustig, aber dann kam ein kleines, schmales Waldwegerl, damals Teil des offiziellen MTB-Wegenetzes, und da ging’s los: Rauf, runter, über Steine, über Wurzeln, die Geschwindigkeit, das Adrenalin, Wahnsinn. Und dann wieder hinunter in die Stadt, und das war’s dann endgültig. Durch den Wald bergab sausen, volle Konzentration auf die Strecke, unbeschreiblich. Nochmal. Am liebsten gleich. Die Strecken wurden länger, neue Abfahrten wollten erforscht werden. Ich schaffte die Eiserne Hand ohne Absteigen, ohne Pause, ein Hochgefühl der ganz anderen Art. Dann wurden die erklommenen Berge höher. Jede Zusammenrottung von Höhenlinien auf der Landkarte wird zu einer Herausforderung. Ich kann jedem nur davon abraten, das jemals zu probieren. Weil das war erst der Anfang, die traurige Geschichte geht noch weiter - aber vorerst zur Prävention ein paar Tipps:

The Slovakia Experiment

Keine Ahnung mehr, wer das eigentlich aufgebracht hat. Er wird jedenfalls von der Liste der potentiellen Paten fürs hypothetische Kind gestrichen.

Weil guter Einfluss ist das keiner! Welcher normale Mensch kommt denn auf die Idee, am 10. Jänner von Wien nach Bratislava zu radeln? In Form eines Rennens? Mit dem Eingangrad? Das ginge ja noch. Man könnte sich aufs Hirn greifen und sagen: Ah eh, mhm, keiner geht hin und die Welt hat auch nix verpasst. Aber wer will dann unbedingt mitfahren und wer erpresst dann wochenlang seine Freunde emotional, bis sie sich endlich auch anmelden? Die betreffende Person wird jedenfalls an die Peripherie des erweiterten Freundeskreises relegiert, soviel ist fix. Gell? Brauchst mich nimmer besuchen kommen, Herr M.!

Tour de France 2010 (Kurier)

ICH WAR OFFIZIELLER TDF-BLOGGER DES KURIERS! Unbezahlt und nur online, aber bitte.

Winterradln

Ich wollte ja im Jänner wieder anfangen, habe ich damals geschrieben, weil im Winter passiert ja eh nix radltechnisch.

Naja, jetzt, pünktlich zum ersten Rennen der UCI ProTour, gibt’s doch einiges zu schreiben. Fangen wir einmal mit dem allgemeinen Blabla an und dann gibt’s noch einen Teaser auf kommende Geschichten voll Glanz, Glorie, Schweiß, Blut und Tränen!

Seit dem letzten Eintrag bin ich wacker weitergefahren. Ein milder Dezember machte es einem leicht, aber der Weihnachtsverkehr war haarsträubend. Täglich zwei oder drei Mordanschläge ließen mich an meinem Karma zweifeln, oder war ich gar auf der berüchtigten schwarzen Liste des ÖAMTC gelangt, die mit den Kopfprämien? Als besonders tückisch erwies sich der Radstreifen in der Alserbachstraße, der von vielen Kollegen verflucht und gefürchtet wird, den ich aber bisher für recht sinnvoll hielt - nur so als Tipp: Beim Rechtsabbiegen, wenn schon net in den Rückspiegel schauen, zumindest blinken.

Wintersport Joggen

Jeden Herbst dasselbe: Es wird kalt und feucht und ungemütlich am Rad. Was tun aus sportlicher Sicht?

Wenn das Laub von den Bäumen gepurzelt ist, die Temperaturen fallen und der Nebel aus dem Kanal kriecht, dann fragen sich viele Radfahrer: Was jetzt? Das kann’s ja net sein, rumsitzen, vorm Kamin Schläuche flicken und die ganze schöne antrainierte Kondition auf dem Altar der diversen Festgelage opfern, die einem so bevorstehen. Ich für meinen Teil war ja damit immer ganz zufrieden. Das Rennrad wird an die Decke gehängt und ich verwachse für ein paar Monate organisch mit der Couch. Das bescheidene Bäuchlein, dass sich dann angesammelt hat, schmilzt im März dahin und ist im April verschwunden - unglaublich, wie schnell es geht, vom hart erschnauften 22er-Schnitt im Grundlagentrainining auf 27, 30 - wenn sonst schon die Erfolgserlebnisse dünn gesät sind, das gönn ich mir. Weil ab dem Level wird’s eh schwierig, erfordert harte Arbeit und Hingabe an den Sport, bäh.

Zangeln

Beim Auto hab ich ja eher so die Einstellung: Oh weh, das Geräusch ist neu. Besser zum Experten gehen. Der schüttelt dann den Kopf, macht Tsk tsk tsk und murmelt etwas vom Radiatorgürtelriemen, der von der hinteren Differentialachse gesprungen ist und hält mir schon mal den Abschöpfungsauftrag für mein Konto zur Unterschrift hin. Bei meinen Rädern hatte ich jahrelang einen ähnlichen Zugang, und so wie es auf den Radwegen quietscht, knarzt und klappert, ist das beim Zweirad um einiges weiter verbreitet als beim gehätschelten und verwöhnten Autobrumm.